"barfuss-fuer-menschen"
Mai 2004 |
Gejoggt bin ich ja das ganze Jahr über regelmäßig. Doch dann kam Weihnachten der Entschluss , den Rhein-Marathon Düsseldorf barfuss zu laufen. Ich begann, bei 3 Grad Außentemperatur das Barfusslaufen zu trainieren. Da ahnte ich allerdings noch nicht, welchem zusätzlichem Druck ich mich damit aussetze. Ich entwickelte nun immer mehr ein Selbstvertrauen in diesem meinem ungewöhnlichen Entschluss. Es war , wie wenn mich der liebe Gott täglich in diesem Entschluss bestärkte. Der 2. Mai konnte näher kommen, so dachte ich bei meinen Trainingseinhei -ten, denn ich fühlte mich körperlich fitt. Bis 1 Woche vor dem Marathon. Meine rechte Archilessehne plötzlich anfing zu schmerzen. Ja es stimmte, ich hatte die ganze Zeit zu wenig Stretchübungen gemacht. Irgendwie hatte ich meinen Focus zu sehr aufs Laufen gelegt. Wie sollte ich jetzt mit dem Körpersignal umgehen? Sollte ich es nicht besser für mich behalten? Der Druck von Außen war ja schon erheblich. Die Latte war schon irgendwie recht |
hochgelegt, dadurch dass die Düsseldorfer Presse und der WDR davon wussten. Doch dann musste doch ein orthopädischer Rat her und ich bat um Verschwiegenheit. Eine Woche vor dem Marathon hatte ich nun Laufverbot vom Orthopäden bekommen. Physiotherapie und Quarkwickel in der Nacht waren angesagt. Meine Anspannung wurde von Tag zu Tag größe Auch als HNO-Ärztin wusste ich wohl, das eine Archilessehne reißen kann. In der vorletzten Nacht vor dem Marathon habe ich dann nur 2 Std. schlafen können. Dieses sollte sich aber in der letzten Nacht vorher „Gott sei es gedankt“ ,ändern. So gegen 23 Uhr muß ich dann wohl eingeschlafen sein , um dann von meinem Wecker um 6 Uhr 30 geweckt zu werden. Dann diese 2 Liter Mineralwasser, die ich im Sturzflug trinken sollte, wie mir meine Lauffreundin Irmgard (selber Marathon erfahren) eingetrichtert hatte. Als ich dann an den Start ging, spürte ich vor Anspannungeigentlich nur noch ganz viele Schmetterlinge im Bauch, die wohl mit mir losfliegen wollten. Der WDR mit Herrn Nietsche erkundigte sich nach meiner |
seelischen und körperlichen Verfassung Auf den ersten 7 km horchte ich dann immer wieder in die rechte Archilessehne rein. „Auch eine lange Reise von 100 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt“ so sagte schon Aristoteles. Ich war froh, dass ich 7 km ohne Probleme gelaufen war. Herrn Nitsche vom WDR habe ich mich nicht getraut, von meiner Archilessehne zu berichten. Meinen Füßen ging es ja gut. Gerade in dieser Anfangszeit des Laufens, sprachen noch einige Mitläufer ihren Zweifel aus. Dachte nur, die sind ja auch nicht sehr motivierend für dieses neue Abendteuer. Doch jeder hatte ja mit sich selber genug zu tun. Nun hörte ich die ersten Sympathiebekundungen der Zuschauer am Straßenrand. Meine Entscheidung, den Marathon doch barfuss zu laufen, war richtig, so fühlte ich mehr und mehr. Ab dieser Zeit wurde ich von den Zuschauern getragen. Hatte das Gefühl, dass alle von der Aktion „barfuss für Menschen“ gehört hatten. Die Schmerzen in der Archilessehne waren dann auch irgendwie weg. Meine Aufmerksamkeit konnte ich nun auf |
den ganzen Körper richten. Obwohl ich merkte, dass ich mal wieder den Lauf zu schnell angegangen war, (wie meine Lauffreunde immer zu mir sagen) so war ich doch nicht zu stoppen. Ab km 14 war ich dann irgendwie allein ohne sie unterwegs. Wo war der Fahrradfahrer, der mich mit meiner Apfelsaftschorle versorgen sollte. Ein kleines Trinfkfläschchen hatte ich ja sicherheitshalber immer an meinem Körper. Es konnte also nichts passieren. Es waren ja auch reichlich Versorgungsstände auf der Strecke. Aber ich wollte ja nicht durch den Teppich der Trinkbecher laufen. An den Versorgungsständen wollte ich über den Bürgersteig laufen. Wo waren meine Freunde? Keiner zu sehen weit und breit, dachte ich so bei mir. Normalerweise überholte mich doch unser Regierungspräsident bei km 15, so denke ich, dann machst er es eben erst bei km 21.Als das WDR Team bei km 30 mich dann wieder befragt , wie es bei mir so läuft, wurde mir irgendwie schon klar, daß ich wohl meine Freunde hinter mich gelassen hatte. Es war unglaublich! Was |
war los? Ich lief und lief und lief! Zwar ließ die Kraft so um km 30 schon nach, aber ich lief und lief weiter an den jubelnden Zuschauern vorbei. Viel riefen, da ist ja das „Golden Girl,“ die kenne ich aus der Zeitung. Andere riefen mich beim Vornamen, obwohl ich die gar nicht kannte. Es war unglaublich! Dann hörte ich plötzlich, Uschi nur noch 5 km. Und so schwebte ich geradezu ins Ziel. Ich konnte es nicht fassen Auf der Königsallee habe ich dann wirklich erst realisiert, dass ich fast eine ganze Stunde schneller unterwegs war, als bei dem 1. Rheinmarathon im letzten Jahr.Mit 4Std. und 42 Minuten lief ich ins Ziel ein. Unfassbar, dachte ich! Beim Zieleinlauf hörte ich den Sprecher sagen, daß zuletzt offiziell der Olympiateilnehmer von 1960 in Rom Abebe Akila barfuss einen Marathon gelaufen ist. Es erfüllte mich mit großem Stolz mit ihm in einem Atemzug genannt zu werden. Es hat sich gelohnt, so ausdauernd für diesen Entschluss zu trainieren und zuletzt die Nerven zu behalten und an sich selber weiter zu glauben. Freue mich außerordentlich, daß ich für die geistig behinderten Sportler des Sportvereins SMS 2 der Lebenshilfe Düsseldorf durchmeine Aktion „barfuss für menschen“ Spenden sammeln konnte. PS: Nun werde ich in den Alltag der normalen Schuhläufer wieder einkehren. Dieser Barfusslauf am 2. Mai 2004 beim Rhein-Marathon in Düsseldorf wird der Lauf meines Lebens „bleiben.Möchte nun auch anderen Menschen Mut machen, dass „Unmöglich“ in ihrem Leben in die Hand zu nehmen, daran zu glauben und es in die Tat umzusetzen. Die Grenzen sind nur in unserem eigenen Kopf. |