"barfuss-fuer-menschen"

3. Barfuss Marathonlauf
März 2005





Mein Aufbruch in die 3 Millionen Metropole Roms am Freitagabend begann mit einer sogenannten Vollbremsung.Der Flieger nach Frankfurt ist einfach mir nichts dir nichts vom Flugplan gestrichen. Es hies wohl ,starke Winde seien am Himmel aufgetreten. Na , wenn das man stimmt., denn über technische Defekte an den Maschinen sprechen die Airlines ja nicht so gerne. Was sollte ich jetzt bloß tun?Ich hatte für heute nach Rom gebucht, und da wollte ich auch heute noch hin. Schließlich hatte ich ja am Sonntag den 13. März. etwas Wichtiges vor in Rom.Der Weg ist ja bekanntermaßen das Ziel,also stieg ich kurzerhand auf eine Intercity nach Frankfurt um.So ein kleiner Umstand wird mich ja wohl nicht gleich aus dem Rhythmus bringen, denke ich, als ich dann im Zug meinen Kaffee schlürfe. Meinen Entschluß ,den Rom-Marathon zu laufen , fällte ich vor Weihnachten.Gottesfügung war nun, dass meine 4 Lauffreunde auch mit von der Partie waren. Und nicht nur das,Diana meine Tochter wollte mein persönlicher Coach sein. Zwar flogen wir alle zu unterschiedlichen Zeiten los ,doch am Samstag früh waren wir alle im Marathon- Zelt auf dem Campo Sportivo versammelt.Mich beglückte man mit der Startnummer 1014. Aha,dachte ich, bei dieser verhältnismäßig niedrigen Startnummer war es wahrscheinlich wieder so eine kleine eingeschworene Joggertruppe wie in Düsseldorf. Das war ja in Berlin ganz anders. Bei einer Teilnehmerzahl von 36000 landete man da ganz schnell so bei einer Starnummer im 20000 Bereich. Die Experten wissen natürlich auch,dass mit der vorgegebenen Startnummer schon fast die Plazierung feststeht. Doof eigentlich. Nicht? Die Startnummer 42 hatte ich mir bei meinem 1. Barfusslauf in Düsseldorf letztes Jahr beim
Veranstalter etwas erschleimt, quasi so also Bonus für meinen Einsatz als 1.Barfussläuferin . Als wir uns am darauffolgenden Tag,es ist der 13. März 2005 beim Frühstücksbuffet treffen, sehe ich dort nur schlanke,durchtrainierte, entschlossene, turnschuhtragene Gestalten. Alle waren irgendwie mit sich selber beschäftigt.Eine starke Anspannung lag in der Luft. Die Schnürbänder wurden wohl zum x mal wieder gebunden, die Socken geradegezogen,die Stinbänder geradegerückt, kleine Trinkflaschen aufgefüllt, Sicherheitsnadeln gesucht. Wenn mann die jetzt nicht hatte, sah man alt aus, denn die wurden dringenst zum Befestigen der Startnummer am Oberkörper benötigt. Diesmal brauchten wir unseren Chip nicht selber am Schuh ,oder sonst wo befestigen. Das wichtigste Teil für uns Läufer an diesem Tag ,hatten die Römer kunstvoll auf die Rückseite der Startnummer eingeschweißt. Für mich als Barfussläuferin natürlich sehr praktisch. ,dann brauchte ich den Chip nicht ,wie zuvor in Düsseldorf und Berlin am Knöchel zu befestigen. Nun setzte sich der Tross von Läufern Richtung Colosseum in Bewegung. Ach man konnte zu Fuß gehen! Das war ja praktisch.Viel geredet wurde unterwegs nicht,verständlicherweise. Schon von weitem zog mich dieses Colosseum in seinen Bann. Nun standen wir Läufer wartend neben dem Colosseum . Töchterchen Diana begleitete uns 5 Läufer zum Start.Mit an Bord waren: Irmgard,. Heidi, Frank, unser Regierungspräsident und ich. Eigentlich wollte ich ja meinen Trainingsanzug, den ich mir am Tag zuvor für 5 Euro auf einem Markt am Piazza del Popolo gekauft hatte, wegwerfen,doch nun konnte ihn ja mein Töchterchen im Rücksack verstauen. Es wäre ja alles gut gewesen, wenn da nicht kurz vor dem Start plötzlich das Handicap mit dem Darm aufgetreten wäre. Kein kleines Wäldchen zu sehen ,weit und breit,in dem ich mich hätte verkriechen können. Streß pur! Da hatten die Berliner Veranstalter irgendwie besser vorgesorgt. Die Zeit lief. Und ich lief auch aufgeregt von einem Toilettenhäuschen zum anderen hin und her. Hätte mich ja schon gerne als Notfall vorgedrängelt. Doch, das wäre unter uns Sportlern bestimmt nicht gut angekommen. Irgendwie ging es vor den Toilettenschlangen gar nicht weiter,so kam es mir vor. Mein Pulsschlag stieg. Schließlich hatte ich ja noch was vor, an diesem Vormittag,wie die anderen Läufer ja wohl auch. Jeder musste mit seinem Problem irgendwie ja selber fertig werden. Warum hatte ich denn nur am Vorabend , auch gegen den Rat meiner Tochter, ein römisches Eis und dann noch 4 Kugeln auf einmal in mich reingestopft. Strafe muß sein, so meint wohl auch mein Darm. Was sollte ich machen , es ging auf die 9 Uhr zu, und dann sollte ja der Start sein. Ich lief zurück zu meiner Tochter und erzählte ihr von meinem noch nicht gelöstem Problem. Sollte ich einfach so loslaufen?Meine Freunde waren ja schon längst auf und davon. Ich wurde nervös. Mein körperliche Verfassung lies in diesem Augenblick doch sehr zu wünschen übrig. Ich musste jetzt eine Entscheidung treffen! Was ich dann auch jetzt tat. Ich glaube meiner Tochter war das alles schon sehr peinlich . Auf jeden Fall fühlte ich mich danach befreit. Es konnte losgehen. Nun zog ich meinen Traininganzug und die Turnschuhe aus. Übergab sie meinem Töchterchen und lief von dannen. Ach, ich musste ja noch diesen Kontrollpunkt passieren, an dem der Chip mit einem Scanner auf seine Funktionstüchtigkeit überprüft wurde.Mäuschen , sag mal piep,fragt der Scanner auf meinem Oberkörper mich jetzt. Ab jetzt werden mich die Registriermatten auf den nun folgenden 42 km beim Überqueren elektronisch exat genau festhalten. Als ich nun kurz vor der Startmatte meine Söckchen abstreife und nun die ersten Schritte auf dem unter mir liegendem römischen Kopfsteinpflaster barfuss tat, wollte natürlich das römische Fernsehen von mir genau wissen, was es mit meinem Barfusslauf so auf sich hat. Aus welchem Land ich denn komme , und wie ich denn heiße. ? Der Rom Marathon fand ja dieses Jahr schon zum 11. mal statt, aber eine Barfussläuferin in einem goldenen Outfit hatte es hier wohl noch nicht gegeben.Sie war fassunglos , daß ich die ganz Marathonstrecke ohne Schuhe laufen wollte.Ich erklärte ihr nun mit meinem Schulenglisch von meiner meiner Aktion „bafuss für menschen „ Jetzt überquerte ich die Startmatte. Der erste Schritt von diesen besagten 42 km war nun getan beim 11. Maratona della citta di Roma.Auch eine lange Reise beginnt mit dem ersten Schritt,so sagt ein Sprichwort. Da in Düsseldorf das WDR- Fernsehen das erste mal nach 7 km am Straßenrand mich wegen meines Barfusslaufes inteviewte, habe ich nun dieses Laufmaß so beibehalten. Gerade in Rom stellt die sieben eine besondere Zahl dar. Man erinnert sich an die sieben Hügel, auf die die Stadt der Sage nach im Jahre 753 erbaut wurde. Der Marathon lässt sich eben doch besser mit etwas List und Tücke seinem Verstand gegenüber so leichter durchstehen. Es ist kalt. Es fröstelt mich. Mein Gott, sind die Steine kalt. Wir hatten ja auch noch März. Das Wetter ist ja auch nicht anders als in Deutschland, so denke ich. Doch ich wollte nun Rom erleben.Ich war so gespannt auf diese Stadt. Mit 17 Jahren war ich das erste mal hiergewesen. Ich habe mich damals nicht nur in einen Holländer unsterblich verliebt, sondern auch in diese ewige Stadt. Meine Schwester Hannelore und ich waren bereits 4 Wochen per Autostopp durch Italien gereist, um dann am Ende der Ferien Rom ausgiebig zu erkunden. Ganz in de Nähe der Via Appia Antica haben wir so gar im Zelt übernachtet .Auf der Königin der Straße, wie sie schon in der Antike hieß, marschierten die Legionen,transportierten die Händler ihre Waren und reiche Römer leisteten sich dort prunkvolle Grabmäler. Die riesigen Katakomben sind heute noch ein beliebtes Besucherziel .Die Fastzination dieser Stadt hatte mich schon damals überwältigt. Was war das schon damals alles aufregend für mich! Ich konnte von dieser Stadt nicht genug bekommen. Es war im August 1965. Mein Gott ,war das heiß gewesen. Das hat uns aber nicht gehindert, auch unter glühender Sonne diese antike Stadt zu erobern Unser Start und Zielpunkt beim heutigen Marathonlauf ist das historische Colosseum. Kaiser Vespasian ließ es im Jahre 72 erbauen.Seinen Namen verdankt es einer kolossalen Statue von Kaiser Nero in unmittelbar Nähe.Mit einem Fassungsvermögen von ca 65000 Zuschauern war es das größte Amphitheater der römischen Welt. Es diente mit seinen Gladiatorenspielen und Tierhatzen der zweifelhaften Belustigung des Volkes.Ja, Brot und Spiele waren damals Opium fürs Volk. So große monumentale Bauten wirken auf mich immer sehr kraftvoll und natürlich irgendwie auch geheimnisvoll. Noch heute finden hier Theateraufführungen,Festspiele, Zirkusdarbietungen und sportliche Veranstaltungen statt.
Jetzt also laufe ich wirklich durch die Straßen der Stadt meiner Träume . Schon nach kurzer Zeit passiere ich das geschichtsträchtige Forum Romanum auf der linken Seite. Für Jahrhunderte wurden von diesem Platz die Macht des römischen Reiches zelebriert. Der Saturntempel, der einem Gott etruskischem Ursprungs geweiht wurde, gehört wohl zu den ältesten Rest- Steinbauwerken auf diesem Platz. Schon damals wurde von hier römische Gerichtsbarkeit über die Stadtgrenzen zelebriert. Nicht zu vergessen, die großen Reden Cäsars von dieser Stelle aus. Nicht weit von diesem Platz liegt nun der Circus Maximus. Ein deutsches Fußballstadion von heute passt da bestimmt 8 mal rein.Hier konnten etwa bereits 300000 Zuschauer Platz finden. Die Düsseldorfer Arena hat ja nun ein Stadion mit ca. 60000 Plätzen vorzuweisen. Die Römer wussten schon damals, wie sie die Massen in ihren Bann ziehen konnten. Johannes Paul der II schaffte es ja jetzt auch in der Neuzeit auf dem Petersplatz bei Feierlichkeiten so an die 100000 Gläubige zu versammeln. Hier wurden damals Wagenrennen und sportliche Wettkämpfe ausgetragen.Körperliche Ertüchtigung hatten sowohl bei den alten Römern als auch bereits bei den alten Griechen einen großen gesellschaftlichen Stellenwert. Bei meiner Approbation zur Ärztin habe ich ja den Hippokrateschen Eid abgelegt.Selbst zur Zeiten Hippokrates im alten Griechenland 300 vor Christus galten laufen und gymnastische Übungen und andere körperliche Aktivitäten als wichtigste Maßnahme, um ein hohes Alter bei geistigen und körperlichen Wohlbefinden zu erreichen. Daran hat sich bis heute nichts geändert.Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass das regelmäßige Training von Kreislauf und Muskeln das beste Mittel ist, um die biologischen Alterungsprozesse und ihre physiologischen Einbußen aufzuhalten. Ich war also durch meinen Marathon-Lauf gerade dabei, meine Lebensuhr zu verlängern. Laut Statistik läuft der Mensch in seinem Leben ca. 2 –4 mal um die Erde. Ich gehörte bestimmt zu denen, die 4 mal die Erdumrundung schaffen. Schon seit meiner Kindheit fand ich meine Ausdruckkraft durch Bewegung.Ich spürte schon früh,dass ich durch meinen Sport ,durch das Laufen mir eine große Leichtigkeit des Lebens erringen konnte. Nun lief ich in Rom, um mir meine ewige Jugend zu erhalten. Die ersten 7 Kilomerter waren nun geschafft! Mensch , war ich jetzt auf die Begegnung mit dem Petersdom gespannt .Wir überquerten den Tiber über die Brücke Cavour . Fast daneben liegt ja die berühmteste Brücke Roms , die Brücke St. Angelo ,die zu der bekannten Engelsburg führt, wo die jeweiligen Herrscher über die Jahrhunderte auch in Kriegszeiten sicheren Unterschlupf finden konnten. Unsere Marathonstrecke wird lange Strecken an beiden Seiten des Tibers lang führen. Der Blick auf das Wasser hat ja schon immer so eine beruhigende Wirkung auf mich gehabt,denke ich so. Im Westen der Stadt fließt der Tiber fast geradlinig in nord-südlicher Richtung Der Tiber hat eine Länge von 405 m und ist nach dem Po der zweitlängste Fluß Italiens. Er entspringt im Apenin , in der Gegend der Toskana ,wo auch Mussoline herstammt und fließt in das Tyrrhenische Meer bei Rom.Der Sage nach bekam dieser Fluß seinen Namen nach dem König Tiberinus, der angbeblich im Fluß ertrunken ist. Die Stadtgründer Roms ,Romulus von dem Rom seinen Namen erhalten hat und sein Zwillingsbruder Remus waren ja damals in einem Körbchen am Tiber ausgesetzt worden und dann von einer Wölfin gesäugt und aufgezogen ,so berichtet die Sage. Nun tauchte er plötzlich auf, der Petersdom . Wir liefen auf der berühmten Paradestraße Via della Conciliazione, auf der Straße ,auf der später dann bis zu 10000 Pilger standen, um vom Heiligen Vater Johannes Paul II Abschied nehmen zu können.Wie impossant diese Kuppel vom Petersdom mit seinen ca. 133m Höhe.Wir liefen direkt auf den Petersplatz zu. Eine ganze Kolonie von Säulen rechts und links des Petersplatzes,die sogenannten Kolonaden ausgedehnte Säulengänge, breiteten weit die Arme aus, um dann auch jede menschliche Seele alsbald in den Petersdom aufzunehmen zu wollen. Hier habe ich dann auch 3 Woche später, wie noch weitere 300000 Gläubige von Johannes Paul den II Abschied genommen. Gewaltig dieses Bauwerk. Es wurde nach Petrus benannt, dem Jünger Jesu ,der als erster auf den Papst-Thron stieg. 33 nach Christie war das Fundament gelegt worden und aus diesen Anfängen sollte dann die größte Kirche der Welt werden, der Petersdom. Hunderte von Künstlern wie Michelangelo und Bellini haben über die Jahrhunderte hinweg diesem Dom nun das Antlitz gegeben ,das wir heute bewundern können. Ich war beeindruckt. Wahnsinn ! Ich laufe auf Kilometer 14 zu und ich beginne so langsam meine Füße zu spüren. Irgendwie hatte ich mich nicht wirklich mit dem doch sehr verbreiteten römischen Kopfsteinpflaster auseinandergesetzt.. Ich könnte jetzt bei Thomas Gottschalk in der Sendung „Wetten das“ auftreten und am Kopfsteinplaster die verschiedenen Stadtteile Roms in seiner Sendung erkennen. Ich überhole gerade meine beiden Freundinnen Irmgard und Heidi . Düsseldorf Helau. Solche Sprüche bauen ja beim Laufen unheimlich auf. Auch hörte ich jemand von der Seite sagen, He ,sie mit ihrem goldenem Outfit habe ich ja schon in Berlin gesehen. Ich muß ja noch erwähnen, dass ich wieder als Golden Girl unterwegs war und wieder barfuss,nun nach Düsseldorf und Berlin in Rom das dritte mal. Oh , was bin ich gut drauf! Schon bald überrunde ich auch Frank und unseren Regierungspräsidenten. Alles klar, so denke ich ,es wird wieder so werden wie in Düsseldorf letztes Jahr, wo ich vor all meinen Freunden im Ziel angekommen bin. Wir bewegen uns jetzt so um die Halbmarathonstrecke. Hier ganz in der Nähe ist das Stadio Olympico. Hier haben 1960 die Olympischen Spiele stattgefunden. Damals war ich 12 Jahre alt.Als Leistungsurnerin hatte ich mich besonders für das Olympische Turnen interessiert.Hier ist ja wohl Akile Abebe 1960 bei den Olympischen Spielen bei seinem Marathon-Lauf barfuss ins Stadion eingelaufen .Er ging als der Mann in die Geschichte ein,der als einziger einen Marathon barfuss gewann. Ich werde sentimental. Doch ich bin auch stolz,dass ich jetzt hier in Rom den Marathon barfuss bestreiten werde. Mir ist nicht bekannt, dass es seitdem schon wieder ein Läufer versucht hat ihm gleich zu tun. Es ist km 21 . Nun laufen wir Linkerhand an dem Zelt vorbei, wo wir uns einen Tag zuvor die Starnummern abgeholt hatten. An der rechen Seite passierten wir gerade die größte Moschee der Welt .Das finde ich schon sehr bemerkenswert, dass gerade in der Papst -Stadt solch ein großes Zentrum des islamischen Glaubens errichtet werden durfte. Donnerwetter , jetzt haste du ja schon die Hälfte geschafft fliegt es so durch meinen Kopf. Meine Konzentration richtet sich auf die nächsten 7 Kilometer,sprich Kilometer 28 .Die Laufstrecke führt uns an verschiedenen Plätzen mit Brunnen vorbei. Nun passieren wir den Piazza del Popolo, der Platz, an dem ich ja am Vortag den Trainingsanzug gekauft hatte. Der Platz ist riesig, so empfinde ich es. Im alten Rom haben die großen Feldherren von hier aus zu den Bürgern von Rom gesprochen. Cicero der große Redner hat bestimmt tagelang von hier zu seinen Anhängern gesprochen.Heutzutage finden hier Popkonzerte und Parteiveranstaltungen statt. Aber nicht zu vergessen ist, dass es ein Platz für tägliche menschliche Begegnungen und Berührungen ist. Ein eindruckvoller Platz mit dem meterhohen Obelisk in der Mitte Ein Obelisk ist eine frei stehende rechteckig spitz zulaufende Säule,meist aus einem einzigen Steinblock. Obelisken sieht man ja fast an jedem Platz der Stadt. Irgendwie sehen sie wie strenge Wächter aus. Ich liebe diese Obelisken. In Kleinformat habe ich die auch Zuhause stehen. Es ist wohl auch nicht in meiner Praxis zu übersehen, mit den Säulen und der in den verschieden Zimmern stehend Venus von Milo , dass ich der Antike verfallen bin. Selbst meiner E-mail Adresse habe ich bereits vor 5 Jahren venus-hno–ärztin-düsseldorf gegeben.Die Venus-Göttin ist für mich nicht nur die Göttin der Schönheit, sondern auch der Liebe und Harmonie. Dieser Platz hatte mich schon vor 5 Jahren ,bei meinem Rombesuch ,damals mit meinen beiden Kindern Diana und Maxi,magisch angezogen. Unterhalb des Obelisken hatte ich bei einem Zwiegespräch mit dem lieben Gott so einige Versprechen abgegeben,die ich dann bis heute auch fast eingelöst habe. Irgendwie komme ich von diesem Platze nicht los. Die historischen Bauten reihen sich in Rom ,wie an einer Perlenkette aneinander. An meiner Linken zeigt sich nun die berühmte Spanische Treppe.Es exsistiert noch ein Photo von hier, aus dem Jahre 1965 von meiner Schwester Hannelore und mir. Ein Schwarm von vollblütigen Italienern hatten wir in unserem blauen Minikleidchen um uns gescharrt. Eine schöne Erinnerung. Die Treppe wurde so um 1730 von Franceso de Sanctis errichtet und sollte schon damals zum Verweilen einladen. Vor der Klosterkriche Trinita die Monti , oben am Kopf der Treppe ,erhob sich wieder so ein herrschaftlicher,schlanker Obelisk . Meine erste Liebe,Rene aus Holland ,traf ich hier. Leider habe ich ihn ja aus meinen Augen verloren. Würde schon gerne wissen, was er jetzt so macht ,und wie es ihm so geht? Er wollte damals Photograf werden. Wer weis,vielleicht ist er es ja geworden. Daß ich nun weit über ein viertel Jahrhundert später hier barfuss an einem Marathon teilnehmen würde, habe ich mir ja damals auch nicht träumen lassen. Die Treppe der Verliebten, so werde ich sie immer nennen. Wir haben Sonntag, den 13 .März 2005 .Es muß so um die Mittagzeit sein . Die Sonne scheint,und ich stelle mir doch kurz die Frage ,warum ich hier laufe und nicht dort auf der Treppe sitze. Ich muß schon so an die 5 Stunden barfuss in Rom unterwegs sein und mir ist längst nicht mehr kalt. Die Frühlingssonne Roms ist warm, aber nicht heiß und es hat sich eine angenehme Lauftemperatur eingestellt. Ach, hier ist der Trevi-Brunnen. Am Abend zuvor waren hier noch viele Touristen zu sehen gewesen. Hatte irgendwie jetzt das Gefühl, als hätte ich den Brunnen jetzt für mich alleine. Wir Läufer schwebten wie die Engel leise an diesem Wunderwerk vorbei. Das plätschernde Geräusch des Brunnens begleitete mich noch eine ganze Zeit des Weges. Oh Gott,wie hatten die weißen Steine in der Mittagsonne gestrahlt. Mit diesen Augen hatte ich den Brunnen noch nicht wahrgenommen. Hier haben auch schon unzählige Filme eine Kulisse gefunden. Erinnerungen an Anita Ekbergs Bad in Fellinis Meisterwerk „La Dolce Vita“ werden wach.
Nun ist er da, der Piazza Venezia .Ich steuere auf das vor mir gewaltig sich erhebene Nationaldenkmals Roms zu.Es wurde zu Ehen des ersten italienischen Königs Emanuel Vittorio II im Jahre 1860 erbaut. Mein Blick hebt sich hoch zu den hunderten von Treppen ,die zum Denkmal hochführen. Sind das Alabastersteine , frage ich mich,denn die leuchten doch so. Der Reichstag in Berlin ist ja dagegen eine Miniaturausgbe, so kommt es mir vor. Die Quadirga,die wir auf dem Bandenburger Tor sehen, gibt es hier gleich in zweifacher Die feurigen Italiener ,die uns beim Laufen anfeuern sollten, waren wohl an diesem Sonntagvormittag Zuhause geblieben. Doch das sollte sich nun schlafartig ändern. . Ein temperamentvoller mit dem Fahrrad sich unterwegs bewegender Photograf stürzt hier vor diesem riesigen Gebäude auf mich zu. Ein Schwall von Begeisterungpotos folgten .Er muß eine ganze Weile neben mir hergelaufen sein. Er wollte alles genau wissen.Name, woher ich komme.Akila Abebe hat es auch in Rom getan,rief er mir wiederholt zu. Er war restlos begeistert von meiner Aktion. Seine Begeisterung war für mich für kurze Zeit wie ein Aufputschmittel. Nun lief ich am Capitol vorbei.Wie schon erwähnt,einer dieser 7 Hügel Roms, auf denen Rom erbaut wurde. Mitten auf dem Capitol steht die Reiterstatue von Mark Aurel ,der Kaiser,Feldherr und Philosoph des römischen Reiches im Jahre 120 n. Christi war. Die Commune di Roma wird vom Bürgermeister hier vom Capitol aus verwaltet. Mein Gott, wie weit ist es denn noch? Meine Füße schmerzen mehr und mehr. Mein Rücken lässt sich ja gar nicht mehr so richtig aufrichten. Zu sehr war ich immer wieder mit dem Blick nach unten, auf das römische Kopfsteinplaster beschäftigt. Da hatte keiner am Tag zuvor die Straßen saubergemacht. Warum auch? Hier waren ja keine Innline Skater unterwegs. Das römische Kopfsteinpflaster ließ sich wohl schwer säubern. Daß ich noch tagelang den Schmutz von den römischen Straßen von meinen Füße nicht abbekommen sollte , ahnte ich da noch nicht. Die Minuten des Laufens,wurden ab jetzt immer langsamer und ich immer erschöpfter. Nun überholten mich auch schon Heidi und Irmgard. Mensch,was waren die ja noch gut drauf. Allerdings liefen die ja auch nicht barfuss. Auch Frank, der dritte im Bunde,von meinen Lauffreunden, ließ jetzt auch nicht mehr lange auf sich warten,mich zu überholen. Ich hatte das römische Kopfsteinpflaster in seiner Größe und Länge und Härte doch unterschätzt. Nun gehörte ich wohl zu den echten Rom-Pilgern dazu. Diesmal war ich ja in Rom mit meiner Aktion „barfuss für menschen“ für die Internationale Kinderhilfsorganisation Friedensdorf International angetreten. Mit 4500 Euro im Rucksack konnte ich also an den Start gehen. Das Geld soll bei dem Aufbau einer Schule in Sri Lanka im Flutkatastrophengebiet helfen. Wir sind bei Kilometer 36.Wir befinden uns auf der Via Ostiense.Eine endlose Straße , die nur schnurstraks geradeaus führt ,bis zur Basilica Paolo. Ob das denn zu guter letzt noch die ideale Streckenführung für eine sich nicht enden wollende Marathonstrecke ist, wage ich nun wohl sicher zu bezweifeln. Die Läufer , die die Basilica jetzt schon umrundet hatten , kamen nun uns Läufern, die die Strecke noch zurücklegen mussten, entgegen. Dazu gehörte nun auch schon meine Freundin Heidi. Wohl dumm gelaufen für mich,dass ich so hinterher bin. Eigentlich bin ich ja ganz schön sauer .
Doch das nützte mir auch nicht viel in diesem Augenblick, denn Aufgeben, nein, das kam für mich ja nicht in Frage. Aber die letzten Kilometer wollen einfach nicht enden. Gott sei es gedankt, waren noch einige andere Läufer auf meiner Augenhöhe auch noch unterwegs. Mal läuft der eine einige paar Meter vor, dann wieder der andere. Irgendwie bauen diese kleinen Spielchen unter uns Läufern zu guten Schluß doch noch ein wenig auf. Man plaudert noch ein wenig ,wo man herkommt , wann man dann doch den nächsten Marthon trotz allem wieder laufen will. Wir passieren die Pyramide der Stadt.Hier führt auch noch eine Teil der römischen Stadtmauer lang. Da ich es von meinen beiden Barfussläufen zuvor mir antrainiert hatte, bei den Versorgungsständen auf den Bürgersteig zu laufen, um nicht durch das Meer der Pappbecher laufen zu müssen, so gelang dies in Rom nur selten. Irgendwie hatten die Römer den Entschluß gefasst,den Bürgersteig gerade in diesem Bereich mit Autos und anderen Gegenständen zuzustellen. Also lief ich durch die glietschigen Pappbecher durch,auf Apfelsinenstücken und Bananenresten wankend weiter der Straße entlang. Es grenzt fast an ein Wunder, dass ich gerade auch auf den letzten Kilometern mich nicht doch noch der Länge nach irgendwo hinplaziert habe. Meine Kräfte hatten mich ja schon längst verlassen. Zurufe von Zuschauern hörte ich nur von Ferne. Plötzlich schrecke ich jedoch auf. Mich nimmt plötzlich jemand von hinten in den Arm.Uschi, sollen wir zusammen ins Ziel laufen? Das gibt ja Abwechselung und freute mich riesig über dieses Angebot. Unser Regierungspräsident hatte es nun auch, wie meine anderen Lauffreunde geschafft, mich zu überholen. Wir waren jetzt bei Kilometer 40. Meine Glückszustand sollte doch nicht lange anhalten,denn als er begriff ,dass sich meine läuferischen Kräfte eigentlich schon so auf dem Nullpunkt befanden, und ich meine Laufleistung auch nicht mehr zu steigern fähig war,schwebte er von dannen. Verständlichweise natürlich!. Der hatte gar nicht bemerkt,als er neben mir herging dass ich ja die ganze Zeit voll durchgelaufen war.Schneller ging es dann eben nicht mehr. Ja ,in solchen Momenten,da blutet schon mal das Herz eines Läufers, wenn man dann so von seinen besten Freunden mit Leichtigkeit überholt wird. Aber es wird ja wieder ein Nächstes Mal geben, tröste ich mich. Eigentlich läuft ja jeder doch nur mit sich selbst und gegen sich selbst. Und das ist auch gut so. Die kleinen Steine zwischen dem römischen Kopfsteinplaster, beginnen mir immer mehr und mehr zu schmerzen. Jesu war sicher auch barfuss unterwegs, als er das schwere Kreuz dazu noch tragen musste. Da ging es mir ja eigentlich doch noch besser. Nun war es doch noch da. Das Colosserum. Von hier waren wir heute morgen losgelaufen. Mama , es ist nicht mehr weit bis ins Ziel.Du schaffst es! Danke Tochter, die Worte geben mir noch mal Kraft für die letzten 100 Meter , und die wird auch noch mal dringend gebraucht. Es gibt sie doch noch, die letzte Steigung vor dem Ziel. Ab jetzt gibt es Endomorphine pur! Die Menge jubelt. Der Fernsehmoderator im Ziel überschlägt sich vor Begeisterung. Ja ich hatte es geschafft! Mit einem persönlichen Grußwort des Heiligen Vaters Johannes Paul II war ich den 11. Rom- Marathon barfuss gelaufen ,wie schon erwähnt, wie es zuvor hier Akile Abebe 1960 in Rom getan hatte ,und sogar barfuss den Rom- Marathon gewann. Ich war stolz! Stolz und gleichzeitig erleichtert! 5 Stunden 50 Minuten hatte ich für den 11. Maratona della citta di Roma gebraucht. Eine lange Zeit. Die Anstrengung wird vergehen,. Was bleibt ist die Erinnerung, an die Stadt meines Herzens. Barfuss konnte ich in Rom 4500 Euro sammeln , um die Internationale Kinderhilfsorganisation Friedensdorf International zu unterstützen.